Was ist Aikido?

Aikido – eine japanische Kampfkunst - und mehr

Aikido ist eine japanische Kampfkunst, die im vergangenen Jahrhundert von Morihei Ueshiba entwickelt worden ist. Sie ist eine effiziente Art der Selbstverteidigung. Allerdings muss man dafür relativ lange üben, da selbst die einfacheren Aikido-Bewegung nicht leicht zu erlernen sind.

Das Wort Aikido setzt sich aus den drei Schriftzeichen Ai für Harmonie, Ki für Lebensenergie oder universelle Energie und Do für den Weg zusammen. Man könnte es also als Weg der Harmonisierung von oder mit Energie übersetzen. Charakteristisch für Aikido sind besonders die folgenden Punkte:
  1. Es gibt keinen Angriff im Aikido. Aikido ist eine reine „Verteidigungskunst“. Die Zielsetzung ist stets, dass niemand ernsthafte Verletzungen davon trägt – weder der Verteidiger noch der Angreifer. Das gilt unabhängig davon, was ursprünglich den Angriff ausgelöst hat, also selbst im Fall unprovozierter Aggression.
  2. Viel Aufmerksamkeit im Training liegt auf dem Zentrum (japanisch Hara), das als Quelle des Ki, oder der inneren Energie angesehen wird. Hierbei kommen insbesondere Atemtechniken zum Einsatz.
  3. Gut sichtbar sind die typischen kreis- oder spiralförmigen Bewegungen, in denen die Angriffsenergie vom Verteidiger weitergeführt wird und die Situation mit einem Wurf oder einer Hebeltechnik zu einem sicheren Abschluss gebracht werden kann.

Gerade für den westlich geprägten Menschen ist dabei die Untrennbarkeit von mind und body zunächst ungewohnt. Im Aikido geht es aber gerade darum, diesen (scheinbaren) Unterschied loszuwerden. Entsprechend wird es auch als Discipline of Coordination bezeichnet.

Zusammenfassend stellt Aikido einen Übungsweg dar, bei dem es um den Umgang mit der Konflikt-Energie eines Angreifers und der Schulung der eigenen Reaktion auf allen Ebenen geht. Ziel ist es, dass niemand zu Schaden gekommen ist, weder körperlich noch mental. Das schließt einen „Sieg“ aus, weil die Niederlage des Angreifers zu dessen Schaden ist. Es geht um die Entwicklung einer Persönlichkeit, sodass eine solche Handlungsweise offen steht. Der Begründer des Aikido Morihei Ueshiba würde das als „Harmonie mit der Energie des Universums“ bezeichnen – eben Ai-Ki.

Warum es schwer ist, Aikido zu definieren

Schon mit dem Begriff „Kampfkunst“ beginnen die Schwierigkeiten in der Definition von Aikido. Viele Menschen assoziieren mit dem Begriff „Kampf“ eine Situation, in der sich der Sieg des Einen aus der Niederlage des Anderen ergibt. Die Zielsetzung im Aikido, den Angreifer unbeschadet aus der Begegnung hervorkommen zu lassen, widerspricht diesem Ansatz derart, dass man im Aikido nicht von einer Kampfsituation im eigentlichen Sinn sprechen kann. Eines der Trainingsziele ist es, einen Angriff nicht als eine Kampfsituation zu empfinden.

Zudem wird von vielen mit dem Begriff „Kampfkunst“ der Einsatz von Gewalt erwartet. Wiederum erfüllt Aikido die Erwartung nicht, sondern versucht, mit möglichst geringer Schadenseinwirkung Aggression zu vermindern und zu deeskalieren. Eine gelungene Aikido-Bewegung sieht so aus, als sei sie ein abgesprochener „Fake“ mit dem Angreifer. Der von den Hollywood-Action-Filmen betonte heroisch-destruktive Sieg über den Aggressor mit möglichst viel eingesetzter Gewalt bleibt in einer Selbstverteidigungs-Situation typischerweise aus.

Es gibt noch eine weitere Schwierigkeit, Aikido zu definieren. Der heutige Mensch ist darauf geschult, Sportarten nach seinen Regeln zu definieren. Beispielsweise beim Boxen wird erst festgelegt, was die Teilnehmer dürfen und was nicht. Dann wird erklärt, nach welchen Kriterien Gewinner und Verlierer ermitteln werden. Auf dieser Ebene unterscheidet sich Boxen übrigens in keiner Weise vom Fußball, wo ebenfalls beschrieben wird, dass man den Ball nur mit Bein oder Kopf – jedenfalls nicht mit den Händen – spielen darf und dass die Mannschaft gewinnt, die häufiger das Runde in das Eckige bekommt.

Im Aikido gibt es keine Regeln, nach denen bemessen wird, wer denn jetzt gewonnen hat. Es gibt keine Wettkämpfe, weil diese dem Charakter des Aikido widersprechen würden. Je weiter fortgeschritten ein Aikidoka ist, desto mehr wird von ihm erwartet, selbst zu entscheiden, wie eine Bewegung „richtig“ ausgeführt wird. Es ist also Teil der Aufgabenstellung für den Übenden, seine eigenen Bewertungsregeln zu entwickeln, wann etwas „richtig“ und wann etwas "falsch" ist. Die Eigenverantwortung des Aikidoka kann nicht genügend betont werden.

So wird Aikido für jeden Einzelnen etwas Persönliches und Individuelles. Selbst für den Begründer war Aikido nichts Statisches, sondern einer beständigen Entwicklung unterworfen. Somit wird klar, dass eine einfache und direkte Definition von Aikido nicht ganz einfach ist.

Aikido-Training – Einblick in das tägliche Doing

Heute wird Aikido weltweit in vielen Dojos (Übungsräumen) betrieben. Das Training ist dabei von Gruppe zu Gruppe individuell unterschiedlich, was einerseits auf die verschiedenen Aikido-Verbände oder besser Wege zurückzuführen ist, auf denen das Aikido an diesen Ort gekommen ist. Andererseits ist das Training Geben und damit die Trainings-Gestaltung so individuell wie das Aikido-Üben an sich.

Grundsätzlich wird Aikido aber auf einer Matte geübt. Das sind traditionell japanische Reisstrohmatten oder Tatami. In Europa trainiert man auf den gleichen Matten wie Judoka oder Ju-Jutsuka. Das dient insbesondere der Vermeidung von Verletzungen, wenn der Angreifer geworfen oder anderweitig zu Boden gebracht wird. Am Kopfende der Matte befindet sich häufig ein kleines Podest, um die Lehrerseite des Dojos zu kennzeichnen. An dieser Stelle findet sich gerne ein Bild des Aikido-Begründers und teilweise auch Kalligraphien. Die Übenden verneigen sich kurz beim Betreten des Raumes und beim Betreten der Matte in Richtung des Kopfendes. Gleiches geschieht beim Verlassen des Dojos.

Das Training selbst beginnt typischerweise mit einer kurzen Meditation, gefolgt von Atem-Übungen, Aufwärmen mit Dehnen und weiteren Übungsformen, in denen bereits die Bewegungen der Fallschule oder der Aikido-Techniken vorbereitend gebahnt werden. Auf der mentalen Ebene dient diese Zeit dazu, vollends im Übungsraum anzukommen und den Alltag hinter sich zu lassen. Das ist nicht zuletzt wichtig, weil doch eine Kampfkunst geübt wird und volle Konzentration und Aufmerksamkeit gefordert sind, um die Verletzungsgefahr zu minimieren. Zusätzlich stellt die Aufmerksamkeit selbst ein Trainingsziel dar. Zudem soll der Übende schon in der Aufwärmphase an der Entwicklung eines entspannten Gesamtzustands und seiner inneren Energie arbeiten.

Nach dem Training der Fallschule oder „Ukemi“ findet der größte Teil des Trainings in Form von Partnerübungen statt. Dabei übernimmt einer der beiden Partner die Rolle des Angreifers und der andere Partner übt eine Aikido-Technik als Reaktion darauf. Beide Partner stellen dabei ein Team dar, das gemeinsam eine Intensität und ein Niveau von Angriff und Verteidigung finden muss, sodass beide üben können. Der Unterschied im Können ist dabei nicht sonderlich ausschlaggebend, sodass auch Personen mit unterschiedlichem Hintergrund intensiv miteinander üben können.

Gelehrt werden die Techniken durch Demonstration mit Erläuterungen. Der Lehrer bittet einen der Schüler, ihm als Angreifer zur Verfügung zu stehen. Während die restlichen Schüler am Mattenrand sitzend beobachten, führt der Lehrer verschiedene Aikido-Bewegungen vor. Durch diesen Lehransatz wird die Konzentration und Aufmerksamkeit weiter geschult. Erklärungen werden auch eingesetzt – allerdings kann man Aikido nur durch eigene Erfahrung erlernen, sodass Erklärungen und Literatur immer nur ergänzend eingesetzt werden.

Für den Anfänger ungewohnt ist die resultierende Atmosphäre, die gleichzeitig von einem hohen Maß an Konzentration geprägt ist und eine sehr freudig-positive Ausstrahlung beinhaltet. Auch der Umgang miteinander ist von großem Respekt geprägt. Die Partner verneigen sich, bevor sie mit dem Üben beginnen, um diesen Respekt auszudrücken. Nach einer Übungssequenz verneigen sie sich erneut, um ihre Dankbarkeit zu zeigen.

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