Aikido in die Mediation übertragen

Wir kann man nun Elemente aus dem Aikido in die Mediation übertragen? Im Folgenden sollen die grundsätzlichen drei Möglichkeiten dazu diskutiert werden. Im Anschluss daran folgt eine kurze Skizze von Möglichkeiten des Einsatzes in einer laufenden Mediation. Die hier vorgestellten Konzepte müssen aber vorerst oberflächlich bleiben.

Aufnahme des Aikido-Trainings

Die erste Möglichkeit besteht darin, mit dem Aikido-Training zu beginnen. Das ist grundsätzlich empfehlenswert. Allerdings ist es nicht für jeden das Richtige, sei es wegen der zu großen körperlichen Anstrengung, der zu großen körperlichen Nähe, der „östlichen“ Atmosphäre oder wegen weiterer individueller Argumente. Gerne möchte ich aber jeden dazu ermutigen, es zumindest ein paar Wochen lang zu versuchen.

Zeit ist dabei generell eine Schwierigkeit. Es gilt die Aussage „At black belt, you have just begun“. Dieses Ziel kann man in etwa sieben Jahren erreichen. Obwohl das im Vergleich zu 120 Stunden Mediatoren-Ausbildung eine sehr lange Zeit zu sein scheint, ist die Herausbildung des Ethos eines hervorragenden Mediators sicherlich nicht in den 120 Stunden mit inbegriffen…

Kognitiver Übertrag

Die zweite Möglichkeit besteht darin, sich intellektuell mit dem Übertrag auseinanderzusetzen. Durch das Anschauen von Aikido, das darüber Lesen und sich Austauschen wird ein Teil der Aikido-Ideen transparent und man kann darüber reflektieren.

Einen ersten Schritt soll dafür diese Webseite liefern. Weiterführende Literatur auch zu diesem Thema ist im Abschnitt über Literatur aufgeführt.

Aikidobasierte Mediatoren-Ausbildung

Die dritte Form besteht darin, die Mediatoren-Ausbildung um Aikido-Übungen zu erweitern. Ein Ausbilder, der sich sowohl mit Aikido als auch mit Mediation hinreichend auskennt, kann den kognitiven Übertrag in Seminar-Form deutlich beschleunigen. Vor allem aber kann das Verständnis und damit der Transfer durch passend ausgewählte, spezielle Übungsformen viel intensiver erfolgen, als durch ein Bücherstudium oder durch „reines“ Aikido-Training.

In der Buchvariante dieser Arbeit (vgl. Literatur) sind verschiedene Übungen geschildert, um insbesondere

  1. das Synchronisieren erleben zu können,
  2. die Kraft von Entspannung zu spüren,
  3. die Wichtigkeit des Fokus von Aufmerksamkeit zu erfühlen,
  4. Intentions-basiertes Aikido zu erleben und
  5. die Intensität mitzubekommen, die einer Aikido-Bewegung stecken kann.

Da diese Übungen von einem erfahrenen Aikido-Lehrer gezeigt und angeleitet werden sollen, ist hier nicht der richtige Platz für weitere Ausführungen. Bei Interesse an entsprechenden Seminaren, Vorträgen oder Trainings: diese werden von Cooperation Consulting angeboten.

Abschließende Gedanken zum Einsatz in Mediations-Sitzungen

Die oben angesprochenen Übungsformen für die Mediatoren-Ausbildung sind wohl nicht direkt für den Einsatz innerhalb einer Mediations-Sitzung geeignet. Die Gefahr besteht, dass das so weit von den zu mediierenden Themen entfernt ist, dass es zu einer Reduktion des Vertrauens in den Mediator führt.

Anders sieht das in Einzelgesprächen aus. Hier können diese Übungen sowie Atemtechniken eingesetzt werden. Die Zielsetzung bestünde darin, dass dem Medianden durch das Erleben klar wird, auch in der Mediation am besten voranzukommen, wenn er nicht auf Konfrontations-Kurs geht, sondern mit Fokus auf seine eigene Mitte und damit seine eigenen Bedürfnisse handelt. Die Mediation ergibt sich hauptsächlich aus den Aktivitäten der Teilnehmer.

Wenn im jeweiligen Einzelgespräch die Übungen gut angekommen sind, kann man sie danach auch gemeinsam als Ritual in der Mediation durchführen, um eine Synchronisierung zwischen den Medianden zu erreichen. Dazu bieten sich Atemtechniken und Konzentrationsübungen an, evtl. eine gemeinsame Meditation.

Ein zentraler Punkt im Aikido, der in der Mediation noch hilfreich sein kann, ist die Dankbarkeit. Wenn es durch passende Worte oder Rituale gelingt, die Teilnehmer für das, was sie haben, in den Zustand von Dankbarkeit zu versetzen, kann das den Streit relativieren und die Konfrontativität verringern. Auch hier darf das Vertrauensverhältnis oder Respektverhältnis zum Mediator nicht verschlechtert werden. Daher muss eine Umsetzung auch besonders die Authentizität des Mediators stützen. Für eine Wirtschaftsmediation ein altes Schloss oder Kloster mit weitem Blick ins Tal auszuwählen, ist diesem Aspekt der Dankbarkeit verwandt. Die Aussicht öffnet den Teilnehmern den Scope auf eine strategische Ausrichtung. Ein Fokus auf Dankbarkeit reduziert innerlich das Gegeneinander. Um das umzusetzen muss, wie gesagt, von jedem Mediator für jede Mediation ein individueller Weg gefunden werden.

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