Aikido für den Medianden

Eines der Ziele bei einer Mediation ist der Kompetenzerwerb im Zusammenhang mit Konfliktlösung. Die ersten drei Punkte im vorangehenden Abschnitt verfolgen ebenfalls diese Zielsetzung, wenn nicht der Mediator sondern ein Mediand ausgebildet wird. Unter Stress entspannt bleiben zu können, Konfliktlösungs-Optionen physisch zu erleben und die Wichtigkeit des Fokus der Aufmerksamkeit zu erleben, kann nur hilfreich sein.

Die beiden anderen Punkte des Abschnitts über Aikido für den Mediator lassen sich auch übertragen. Die Entwicklung von Haltung und Persönlichkeit sind für jeden Menschen ein erstrebenswertes Ziel. Es bleibt die Frage, ob dieser Übertrag dann auf die Rolle des Medianden passt oder ob es eher der Übertrag auf den Bürger an sich ist, eben auf den Menschen, der in einer Konfliktsituation „angegriffen“ oder angegangen wird.

Entsprechend folgen zwei Zugänge: Der Mediand kann sich entweder selbständig im Kontext von Aikido weiterbilden. Dann werden ihm Aspekte einer Mediation von dieser Seite vertraut vorkommen und ihm gegebenenfalls den Einstieg erleichtern. Alternativ – oder ergänzend – kann der Mediator Aspekte aus dem Aikido im Rahmen eines Mediations-Verfahrens für die Medianden zur Verfügung stellen. Das wird im folgenden Abschnitt dargestellt.

Zuvor werden noch die folgenden Unterschiede zwischen Mediator und Mediand herausgearbeitet:

  1. Die Situation ist für den Medianden deutlich emotionaler als für den Mediator.
  2. Auch ist er das „Ziel“ des Konflikts, der Mediator steht eher vorübergehend „im Feuer“.
  3. Nicht zuletzt ist der Mediand auch der „Träger“ des Konflikts und damit eher „betriebsblind“.

Was sind die Konsequenzen daraus? Zum Einen bedeutet es, dass die Trainingsmechanismen für den Medianden ausgiebiger geübt werden müssen, da sie in einer Situation mit deutlich mehr Druck abrufbar sein können. Zum Anderen steht die Frage im Raum, ob jemand, der so weit in seinen Konfliktlösungskompetenzen ist, überhaupt noch einen Mediator benötigt. Schließlich sollte gerade so eine Person erkannt haben, dass Konfliktlösung letztendlich im eigenen Inneren geschieht.

Als letzte Hilfe für den Medianden sei eher zur Vollständigkeit noch die Aikido-Säule des Ukemi erwähnt, also das Spielen des Angreifers. Hier kann man im Training erleben, dass man seine Position und seine Stabilität verlieren kann, ohne gleichzeitig das Gesicht zu verlieren. Vielmehr dient genau dieser Stabilitäts-Verlust als Grundlage der Weiterentwicklung des Übungspartners.

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